Albert jubiliert
Gemeinsam Verantwortung – Albert lebt
Albert-Schweitzer-Schule feiert 50-jähriges Jubiläum als lebendige Schule
Seit sie vor 50 Jahren gegründet wurde, orientiert sich die Albert-Schweitzer-Schule an den Bedürfnissen ihrer Schüler:innen und lebt ein besonderes Gemeinschaftsgefühl.
Dies wurde schon gleich zu Beginn des Festakts in den Reden deutlich.
„Wir waren hier im Warmen“, schlossen die Schülersprecher:innen Joel Staudte und Mary-Ann Weise ihre Rede und spielten damit darauf an, dass sie in ihrer Schulzeit an der ASS Freundschaften gefunden und Geborgenheit erfahren hatten. Beide verlassen nach diesem Schuljahr die Schule, die lange ihr Lebensraum gewesen war. „Diese Schule, die für ihre Schüler nicht nur Unterrichts- sondern auch Lebensraum ist, braucht kompetente, kreative und motivierte Lehrkräfte – und eine innovativ denkende Leitung“, betonte Regierungsschuldirektorin Claudia Thoma. Seit Jahrzehnten vorbildlich arbeite die Albert-Schweitzer-Schule daran, „nicht nur die passende Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten“ zu leisten, sondern auch die „Bildung von Geist und Körper, Herz und Charakter, die Werteerziehung und die Vermittlung von so genannten Schlüsselqualifikationen“ in den Fokus zu rücken.
Dabei betonte Thoma, dass das moderne Förderzentrum ein “Kompetenz- und Beratungszentrum für Eltern und Kinder mit den Förderbedürfnissen im Lernen, in der Sprache und in der emotional-sozialen Entwicklung“ sei.
Im Juli 1969 hatte der Kreistag beschlossen, eine „Sonderschule für lernbehinderte Kinder“ für den Landkreis einzurichten. Es dauerte noch drei Jahre, bis die im Landkreis verteilten Sonderschulklassen dann 1972 am heutigen Standort in einem eigenen Gebäude untergebracht werden konnten. Seitdem hat sich viel getan. „50 Jahre Albert-Schweitzer-Schule Sonthofen ist eine Zeit voller persönlicher Erfahrungen und Erlebnisse. Jedes Kind, jeder Jugendliche und jeder Erwachsene dieser Schule hat sein ganz eigenes, unverwechselbares Stück der Schulgeschichte erlebt“, so Landrätin Indra Baier-Müller.
Sie selbst verbindet mit der Schule eine 14-monatige Arbeitstätigkeit als Sozialpädagogin. „Ich habe seinerzeit das Schulfrühstück eingeführt“, ließ sie die Zuhörer wissen und „aus dieser Erfahrung heraus weiß ich, dass hier die Schülerinnen und Schüler, so wie sie sind, mit ihrem individuellen Förderbedarf, im Mittelpunkt der Arbeit stehen“. Seit der Gründung der Schule lebten diese Haltung die Schulleitungen Franz Finsterer, Herbert Eisenlauer, Hildegard Schröder und aktuell Eberhard Vaas vor. „Den Schulleitern von damals und heute, den hier tätigen Lehrer*innen, Sozialpädagogen und weiteren Fachkräften, ist es gelungen, junge Menschen auf ihre Zukunft vorzubereiten und an die Gesellschaft heranzuführen“, stellte Baier Müller heraus.
Um für diese Zukunft und die Teilhabe an der Gesellschaft gerüstet zu sein, ist es wichtig, Gemeinschaft erlebt zu haben. Das heißt, „mitgestalten zu können, mitbestimmen zu dürfen, sich zugehörig und sicher zu fühlen, gesehen und wertgeschätzt zu werden“ brachte es Konrektor Christian Frey in der Ansprache der Schulleitung auf den Punkt. „Wir haben den Anspruch und den Mut, diese Herausforderung ‚Gemeinschaft’ jeden Tag aufs Neue anzunehmen“, ergänzte Schulleiter Eberhard Vaas. Dabei stellte er heraus, dass es für eine lebendige Schule „insbesondere die Kraft der Kultur, des Theaters und der Kunst, der Musik, des Tanzes und des Films“ brauche. Die Albert-Schweitzer-Schule ist seit 2019 eine von neun Schulen in Bayern, die am Pilotprojekt des Kultusministeriums „Kulturschule Bayern“ teilnimmt. In diesem Sommer wird die offizielle Zerftifizierung erfolgen. Für das Programm kamen Schulen in Frage, für die Projekte zur künstlerisch-kreativen Bildung zentraler Bestandteil des Schullebens sind und die verstärkt Akzente auf die kulturelle Bildung legen. Die Kraft der Kultur bewirkt ein Gemeinschaftsgefühl, das vielfältig gelebt wird. „Gemeinsam Verantwortung – steht ja nicht umsonst auf unserem Logo“, so Frey. Verantwortung als zentraler Wert, wie es sich auch in der Ethik des Namenspatrons Albert-Schweitzer wiederspiegelt.
Der Name „Albert-Schweitzer-Schule“ stand nicht von Anfang an fest. Zunächst war „Christophorus-Schule“ im Gespräch, doch ,im Nachhinein betrachtet finde ich es wunderbar, dass diese Schule Albert-Schweitzer-Schule heißt“, kam die ehemalige Schulleiterin Hildegard Schröder im kurzen Dokumentarfilm über die Schule zu Wort. Eine wunderbare Überleitung zum musikalischen Teil des Abends mit dem Musical „Albert lebt“.
Hier wurde die große Gemeinschaft der Schule für den Zuschauer nun greifbar. Unter der musikalischen Leitung von Lehrerin Alexandra Bertele und der künstlerischen Leitung der Theaterlehrerinnen Beatrice Baier und Kerstin Nölp war ein Musical entstanden, das über 70 Schüler:innen aller Alterststufen auf die Bühne brachte. Trommelgruppe, Band, Kinderchor, Tanz- und Theatergruppen erfreuten mit ihrer begeisterten Darbietung die Herzen der Zuschauer. Die Geschichte gab einen Einblick in das Leben Albert Schweitzers. Sein Wunsch, den Armen zu helfen und seine Entscheidung, nach Afrika zu gehen, waren theatral eingebettet in eine Rahmenhandlung über die verschwundene Büste Albert Schweitzers und die vergebliche Suche danach. An verschiedenen Orten wurde die Büste gesucht und dabei erfuhren die Zuschauer Kernaussagen der Ethik Albert Schweitzers. „Ehrfurcht vor allem Leben“, so sein wohl meistzitierter Spruch. Letztendlich wurde klar: die Büste braucht kein Mensch – Albert lebt durch jedes verantwortungsvolle Handeln in der Gemeinschaft an der Albert-Schweitzer-Schule.
Im Anschluss konnten sich die Gäste in der großen Kunstausstellung und mit der multimedialen Festschrift ein Bild davon machen, was Eberhard Vaas mit der „Kraft der Kultur“ gemeint hatte.
„Wir wollen Sie heute Abend also nicht nur ein bisschen unterhalten, sondern an unserer lebendigen Gemeinschaft teilhaben lassen“, hatte Christian Frey in Aussicht gestellt.
Dieses besondere Gemeinschaftsgefühl durften die Gäste bei Schnittchen und Getränken nun selber erleben.